zuletzt aktualisiert:
9/2/2023
7 min
Sandra

Wildcampen - Begegnung mit einem Wolf

Wer sich gerne in der wilden Natur herumtreibt, begegnet manchmal den wilden Tieren. Was du tun kannst, wenn du beim Wildcampen einem Wolf begegnest, haben wir hier für dich zusammengefasst.

Wer den Gegner kennt und sich selbst, wird in hundert Schlachten nicht in Not geraten. Wer den Gegner nicht kennt, sondern nur sich selbst, wird das eine Mal siegen, das andere Mal unterliegen. Wer aber weder den Gegner kennt noch sich selbst kennt, der wird in jeder Schlacht unweigerlich geschlagen werden. (Sunzi-Zitat)

Zuerst vorneweg: Es ist äußerst selten, dass ein Wolf Menschen angreift oder verletzt. 

Ich selbst hatte eine Begegnung, die mich im Allgäu verunsicherte, während des ersten Corona-Lockdowns im Neuschnee. Ich war spät nachts nochmal mit meinen Hunden im Schnee. Es war alles wie ausgestorben aufgrund des Lockdowns, Waldrand, Wiese, Vollmond, Holzstapel, wie im Märchen.

Plötzlich blieben beide Hunde stocksteif stehen und ich sah hinter dem Holzstapel ein Tier, das uns anstarrte. Der Schreck saß tief, ich blieb wie die Hunde eingefroren und das Tier drehte zum Glück plötzlich um und ging in gleichmäßigen Trab über den Neuschnee in Richtung Wald. Die, denen ich davon erzählte, waren je nach Erfahrung der Meinung, ich hab mich von einem Schäferhund täuschen lassen. Andere, die sich in der Gegend auskennen, gaben zu, es könnte ein Wolf gewesen sein. 

Ich bin sicher, es war einer! 

Begegnung beim Wildcampen - Wolf oder Schäferhund

Ein Schäferhund ist schon alleine von Farbe und Körperbau her von einem Wolf gut zu unterscheiden. Er bewegt sich auch etwas anders. Seine Rückenlinie ist gerade, er lässt den Schwanz beim Laufen hängen und da ich “meinen” Wolf weglaufen sah, bin ich sicher, er war echt. Der Wolf hat kleinere Ohren und setzt im Trab seine Hinterpfoten genau in die Abdrücke der Vorderpfoten. Seine Spur verläuft also in einer geraden Linie. Seine Augen sitzen schräg und sind gelb und im Hellen allgemein besser zu erkennen ist natürlich auch seine Farbe. Die bei uns vorkommenden Wölfe sind grau/bräunlich mit einer schwarzen Schwanzspitze. Der Kopf ist eher dunkel, hat aber hellere Stellen seitlich vom Maul und an der Kehle. 

Nur am Rande noch zum Leben der Wölfe: Wölfe leben ganz sozial in einem Rudel, welches aus den Eltern und ihrem Nachwuchs besteht, also einer Familie. Es ist erwiesen: In der Wildnis ist die Geschichte vom Alphatier falsch, denn Wölfe leben als Paar und das ein ganzes Leben. Die Eltern sind die Chefs und die einzigen, die sich auch vermehren. Jedes Rudel hat sein eigenes Territorium. Dort lebt es und ernährt sich, und nur wenn man den Wölfen ihre natürliche Nahrungsgrundlage entzieht, greifen sie Nutztiere wie Schafe an oder nähern sich dem Abfall der Menschen. Das bedeutet, es kommt kaum oder gar nicht vor, dass Wölfe Menschen angreifen. Sie nähern sich eventuell, sind aber so scheu, dass sie normalerweise immer schnell die Flucht ergreifen. Das heißt aber nicht, dass es nie zu einem Wolfsangriff kommt…

Aus diesen drei Gründen kann es vorkommen, dass ein Wolf Menschen oder Nutztiere angreift

  1. Der Wolf fühlt sich provoziert
  2. Der Wolf verteidigt seine Welpen oder sein Rudel
  3. Der Wolf ist an menschliche Nahrung gewöhnt oder wurde angelockt.
  4. Der Wolf ist krank: Tollwutgefahr. Das ist wirklich gefährlich. 

Auch wenn es wirklich äußerst selten ist, du siehst, es könnte schon mal vorkommen, dass du einen Wolf beim Wandern, Campen, Zelten, Heidelbeerpflücken im Wald triffst. Und das könnte tatsächlich gefährlich werden! 

Vor allem beim Wildcampen oder Zelten entsteht potenzielle Gefahr. Stell dir vor, du stehst mit deinem Camper am Waldrand und plötzlich steht ein Wolf vor der Tür. Oder du möchtest mit dem Hund noch eine Runde gehen und ein Wolf kreuzt deinen Weg. Es gibt Teile von Deutschland, in denen dir das legitim passieren kann!

Wo du in Deutschland auf einen Wolf in freier Wildbahn treffen könntest

Wölfe tauchen immer öfter auch in Deutschland wieder auf. 

In Baden Württemberg zum Beispiel ist die Region Schwarzwald besonders für ihre Wolfspopulation bekannt. Die Nachweise von Wölfen in Ba-Wü kannst du auf der Website vom Ministerium für Umwelt einsehen. Dort werden die Sichtungen der Tiere dokumentiert. Sie kommten im Schwarzwald in Regionen wie Todtmoos, Schluchsee oder auch Münstertal vor.

Wie mir, wie oben erwähnt, könnte es dir auch passieren, bei einem Camping-Ausflug ins Allgäu oder auch im Bayerischen Wald auf einen Wolf zu treffen. 

Auch in Thüringen gibt es immer mehr Nachrichten über Sichtungen von Wölfen.

Das ist grundsätzlich positiv zu sehen. Denn das spricht für einen großen Erfolg des Artenschutzes. Die Verbreitung von Wölfen hilft übrigens, die Verbreitung von Rotwild zu kontrollieren, das sich in den letzten Jahre so stark vermehrt hat, dass es schon ganze Wälder zerstört. 

Mit der zunehmenden Verbreitung von Wölfen werden sich auch die Begegnungen zwischen Mensch und Wolf häufiger ergeben und daher kann es dir schon mal passieren, auf einen zu stoßen.

An diesen Orten konnten Wölfe im Jahr 2022 im Süden Deutschlands nachgewiesen werden

9 Verhaltenstipps, wenn du im Wald einem Raubtier begegnest

  1. Dreh dich nicht um oder versuche zu fliehen. Drehe dem Tier niemals den Rücken zu. 
  2. Einen Wolf in freier Wildbahn zu sehen, ist definitiv ein Grund zur Sorge. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass Wölfe in der Regel in der Nähe von Menschen scheu sind und nur selten angreifen. Spiele dich auf, mach dich groß und sei laut. Das reicht normalerweise aus, um den Wolf zu verscheuchen. 
  3. Wenn der Wolf sich nicht zum Rückzug bewegen lässt und nicht zurückweicht, schau dich nach einem großen Baum oder Felsbrocken um, den du zwischen dich und den Wolf bringen kannst. Dann ziehe dich zurück, aber ganz gemächlich. 
  4. Behalte das Tier immer im Auge und sei darauf vorbereitet, dich notfalls zu verteidigen. 
  5. Wenn du weißt, du kommst durch ein Gebiet, in dem Wildtiere wie Wölfe leben, schaffst du dir am besten gleich zur Vorsicht ein Pfefferspray oder Bärenspray an.
  6. Im Wald ist es sowieso Vorschrift, dass Hunde an die Leine müssen. Solltest du zu den Menschen gehören, die das ignorieren, denk wenigstens im Wolfsgebiet an die Gesundheit deines Hundes und schütze ihn, indem du ihn anleinst.  
  7. Während du durch das Revier der Wölfe wanderst, behalte immer deinen Hund im Auge und achte auf seine Körpersprache. Wenn er sich unruhig oder nervös verhält, könnte das ein Hinweis darauf sein, dass ein Wolf in der Nähe ist.
  8. Wenn du beim Spazierengehen einem Wolf begegnest, ignoriere ihn erst einmal. Also weder angreifen noch verscheuchen. Einfach weitergehen.
  9. Wenn ein Wolf angreift, mach so viel Lärm und Ärger wie möglich, also Schreien, Fuchteln und Werfen von Gegenständen. 

Wenn du lieber freundliche Begegnungen mit Wölfen hättest: Einen ungefährlichen Kontakt mit Wölfen kannst du zum Beispiel im Wildpark Tripsdrill oder anderen Freizeitparks in Baden-Württemberg.

Ein ganz besonderes Erlebnis ist ein  Glamping-Ausflug in das Wolfscenter in Dörverden. Hier kannst du die Wölfe fast wie in ihrem ganz natürlichen Lebensraum vom Balkon aus beobachten und in einem Baumhaus übernachten. 

Sandra
Sandra ist viel unterwegs, und bei Camper4all die Expertin für Reisen mit Hund sowie aktiv Reisen. Sie besucht auch gerne Campermessen und kennt sich gut mit der Geschäftswelt hinter dem Camper aus. Wenn es um moderne Formen des Reisens geht oder darum, wie man den besten Freund des Menschen am besten einspannt, ist Sandra Experte.
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