zuletzt aktualisiert:
3/3/2023
9 min
Michael

Mit dem Camper nach Rumänien: Ziele und Tipps

Rumänien ist zwar etwas weiter weg, doch bietet viele natürliche und kulturelle Wunder. Wir zeigen euch die schönsten Orte Rumäniens und stellen sicher, dass ihr vor der Reise informiert seid!

Auch wenn viele Campingziele in Europa in den letzten Jahren eine neue Beliebtheit erfahren haben, ist Rumänien noch immer eher ein obskures Ziel. Wenn man aber keinen Badeurlaub machen möchte, sondern auf der Suche nach unberührter Natur ist oder sehenswerte Städte besichtigen möchte, könnte das noch relativ unentdeckte Rumänien eine gute Wahl sein. Denn die Entfernung von Kassel bis ins Herz Rumäniens, das in den Karpaten gelegene Brasov, ist mit rund 1.700 km gar nicht so weit, nicht viel weiter als andere beliebte Ziele wie Süditalien oder Spanien zumindest! Also was hält dich auf? Wir zeigen dir die besten Ziele fürs Camping in Rumänien!

Sehenswerte Camper-Reiseziele in Rumänien

Die Karpaten

Das langgezogene Hochgebirge der Karpaten erstreckt sich über 8 europäische Staaten von Österreich über Tschechien, in die Slowakei, nach Polen, in die Ukraine, Serbien und zu einem sehr großen Teil auch über Rumänien. Zwar sind die Karpaten touristisch noch nicht vollständig erschlossen, das muss aber für Naturliebhaber nun wirklich kein Nachteil sein! Denn so findet  man auf seinen Touren wirklich unberührte Natur und viel Ruhe. Nicht ohne Grund gibt es in dieser von Fichtenwald geprägten Gebirgsregion noch einige inzwischen selten gewordene Tierarten wie Luchse, Wölfe und sogar Braunbären.

Ein besonderes lohnendes Ziel für Naturfreunde und Outdoorsportler dürfte der in den Karpaten gelegene Nationalpark Rezetat sein. Denn dieses 381 km² große Naturschutzgebiet bietet nicht nur 21 Berge mit über 2000 Metern Höhe zum Erklimmen, sondern auch 80 Gletscherseen zum Erwandern. Und das Beste für Camper ist, dass das Campen trotz aller Naturschutzmaßnahmen im Park erlaubt ist!

Neben vielen schönen Aktivitäten in der Natur, wie Wander- oder Mountainbike-Touren solltet ihr euch, wenn ihr schon mal in den Karpaten seid, auch eher kulturelle Highlights nicht entgehen lassen. Das auch als „Dracula-Schloss“ bekannte Schloss Bran ist hier unser größter Tipp. Zwar beruht diese Bezeichnung nur darauf, dass Schloss Bran dem im Roman von Bram Stoker beschriebenen sehr ähnlich sieht (die der Figur des Dracula zugrunde liegende tatsächliche Person war erwiesenermaßen nie dort), aber das Schloss ist schon allein wegen seiner schönen Lage einen Ausflug wert.

Die Stadt Brasov (früher Kronstadt)

Denn in dieser Anfang des 13. Jahrhunderts von Rittern des Deutschen Ordens gegründeten Großstadt gibt es einige historische Bauwerke, wie die aus dem Mittelalter stammende sächsische Stadtmauer oder die gotische Schwarze Kirche, zu sehen. Und wer von den ganzen Besichtigungen Hunger oder Durst bekommen hat, der kann sich in einem der vielen schönen Cafés der Stadt ausruhen.

Und nicht einmal 70 km von Brasov entfernt finden sich zwei weitere Schlösser, die zwar nicht mit einer – wenn auch erfundenen – Dracula-Geschichte punkten können, aber trotzdem eine Besichtigung wert sind. Denn vor allem das größere der beiden in der Nähe der Stadt Sinaia gelegene „Zwillingsschlösser“, das Königsschloss Peles, ist mit seinen vielen romantischen Türmen und Erkern ein schöner Anblick und bietet mit seinen 160 Zimmern viel zu besichtigen. Auch das auf dem gleichen Gelände gelegene, kleinere Schloss Pelisor ist nett anzusehen. Kommt man ohnehin her, ist es auf jeden Fall auch einen Besuch Wert!

Die Panoramastraße Transalpina

Diese Straße zieht sich durch die höchste Gebirgsregion Rumäniens und bietet traumhafte Ausblicke auf die wunderschöne Landschaft. Wer sich aber damit nicht zufriedengeben und ein paar Tage in der Gegend bleiben möchte, um zu wandern, sich den im gleichnamigen Naturschutzgebiet gelegenen Balea See anzusehen oder eine Schifffahrt auf dem Vidraru Stausee zu machen, hat die Wahl zwischen 3 gepflegten Campingplätzen!

Der Naturpark Eisernes Tor mit Donaudurchbruch

Das in den südlichen Karpaten an der Grenze zu Serbien gelegene Donaudurchbruchstal nebst dem ihm umgebenden Naturpark bietet viel unberührte Natur mit steilen Felsen und klarem Wasser, weshalb es sich am besten vom Schiff aus erkunden lässt. Aber auch für kulturell und/oder an Geschichte Interessierte gibt es hier einiges zu sehen, wie etwa die St. Nicolai Kirche oder Relikte aus dem früher bis hierher reichenden römischen Reiches.

Das Donaudelta oder: wo die Donau ins Schwarze Meer fließt

Hier – in der Nähe der Stadt Tulcea – wurde ein fast 418.000 ha großes Biosphärenreservat geschaffen, in dem es mehr als 5.000 verschiedene Tier- und Pflanzenarten gibt. Außerdem lassen sich die vielen Kanäle und Flussarme bestens und ressourcenschonend mit Ruderbooten oder den ortsüblichen Holzbooten erkunden.

Die Schlammvulkane von Berca

Dieses etwa 150 km von Bukarest entfernt gelegene, fast 30 km² großes Gebiet wartet mit ganz einzigartigen Sehenswürdigkeiten auf, vor allem mit Vulkanen im Miniaturformat, die Schlamm spucken. Wer Lust hat, sich dieses Spektakel genauer anzusehen, kann das Gebiet gern durchwandern, sollte sich dafür aber auf jeden Fall Gummistiefel und auch sonst eher robuste Kleidung anziehen.

Nach diesen teils recht kernigen Outdoor-Aktivitäten kommen wir jetzt zu den kulturellen und/oder historisch interessanten Highlights Rumäniens.

Bukarest

Die rumänische Hauptstadt Bukarest ist mit rund 1,8 Millionen Einwohnern und weiteren 2,2 Millionen in ihrem Umland wohnenden Menschen die größte Stadt Rumäniens und die siebtgrößte Stadt der Europäischen Union. Sie entstand um das Jahr 1400 aus einer Handwerkersiedlung und wurde spätestens im Jahr 1659, in dem sie Targoviste als Hauptstadt der Walachei ablöste, zum politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Zentrum der Walachei und später von ganz Rumänien. Das ist sie – auch nach den vielen Jahren unter kommunistischer Herrschaft – bis heute geblieben, hat sie doch mehrere Universitäten und Hochschulen, viele Museen, Theater sowie andere kulturelle Einrichtungen zu bieten. Sehenswert ist auch die in Bukarest vorherrschende neobarocke Architektur, die noch ein Weiteres zu dem allgemein recht französisch wirkenden Gesamtbild dieser charmanten, wenn auch teilweise ein wenig vernachlässigten, Stadt beiträgt. Die leichte Schäbigkeit mancher Gebäude geht natürlich auf die jahrzehntelange kommunistische Herrschaft zurück, von der Geschichtsfans noch andere, interessante Überbleibsel finden können.

In diesem Zusammenhang sei besonders der auf einer Anhöhe über der Stadt thronende Parlamentspalast erwähnt. Dieser ist mit seinen mehr als 1.000 Zimmern eines der größten Gebäude der Welt und hat sogar einen eigenen Atombunker. Damit gehört eine Führung durch den protzigen Palast des früheren rumänischen Präsidenten Nicolae Ceausescu zum Pflichtprogramm für historisch Interessierte.

Die Moldauklöster

Der Bau dieser im Norden von Rumänien gelegenen, bis heute erhaltenen 40 Klöster wurde im 15. und 16. Jahrhundert vom damaligen Herrscher über das Fürstentum Moldau, Stefan dem Großen und seinen Nachfolgern in Auftrag gegeben. Und ganze acht der Moldauklöster gehören inzwischen zum UNESCO-Weltkulturerbe. Das ist nicht weiter verwunderlich, denn ihre oft von quadratischen Schutzmauern geprägte Bauweise und die schönen Fresken in ihrem Inneren erinnern stark an die Malerei auf alten byzantinischen Ikonen – dazu sind ein paar der Klöster auch von außen bemalt, was man sonst selten sieht.

Klima und beste Reisezeit

Das rumänische Klima ist zwischen dem Westen und dem Osten des Landes zwei-, ja vielleicht sogar dreigeteilt. Denn während es westlich der Karpaten recht gemäßigt mit feuchten Sommern und milden Wintern ist, ist das Klima östlich des Gebirgszuges kontinental. In den östlichen Landesteilen hat es heiße Sommer und sehr kalte Winter. Und im Süden des Landes, also in der Walachei und an der Schwarzmeerküste, hat das rumänische Klima mediterrane Züge. Das heißt, dass die Sommer dort sehr heiß und die Winter relativ mild sind.

Deshalb kann man eigentlich keine Angaben zur besten Reisezeit für Rumänien im Ganzen machen. Es gilt aber: Wer nach Rumänien fährt, um viel draußen zu sein, z.B. um in den Karpaten zu wandern oder anderen Sport zu treiben, tut dies wohl am besten in den Sommermonaten von Juni bis September. Aber natürlich empfiehlt es sich für Outdoor-Begeisterte und Camper sowieso immer, wetterfeste und warme Kleidung dabeizuhaben. Denn gerade in einer so gebirgigen Gegend wie den Karpaten kann es abends auch im Sommer empfindlich kühl werden. Wer aber bis ans Schwarze Meer fahren möchte, kann sich im Sommer auf schönes Badewetter einstellen. Und wer zum Wintersport treiben in die Karpaten fährt, sollte sich natürlich warm anziehen. Nur Städtereisende können ihre Besichtigungstouren z.B. in Bukarest das ganze Jahr über machen, wobei das Wetter aber von April bis Oktober am angenehmsten sein dürfte.

Einreisebestimmungen für Rumänien

Zwar wendet Rumänien (wie sein Nachbarland Bulgarien) die Bestimmungen des Schengener Abkommens nur teilweise an, ist aber doch Teil der EU, sodass bei der Einreise nach Rumänien das Gleiche gilt wie für alle anderen europäischen Länder. Das heißt:

  • Wer als Tourist nach Rumänien fährt, also nicht länger als 90 Tage dort bleiben möchte, braucht für die Einreise nur einen gültigen Personalausweis.
  • Nur allein bzw. ohne ihre gesetzlichen Vertreter (in der Regel sind das die Eltern) reisende Minderjährige brauchen zusätzlich zu ihrem Ausweis noch eine Vollmacht ihrer gesetzlichen Vertreter.
  • Und für Haustiere braucht man – wie überall in Europa – einen gültigen Heimtierausweis sowie eine frische Tollwutimpfung.

Autofahren in Rumänien

Im Prinzip gelten für das Autofahren in Rumänien dieselben Bestimmungen wie in Deutschland, mit folgenden Besonderheiten:

  • Die Promillegrenze ist in Rumänien 0,0%, das heißt, es besteht ein absolutes Alkoholverbot am Steuer.
  • Auf Autobahnen sowie außerhalb von Ortschaften muss das ganze Jahr über und ohne Berücksichtigung der Lichtverhältnisse mit Abblendlicht gefahren werden.
  • Wer in Rumänien auf Nationalstraßen oder Autobahnen fahren möchte, sollte vorher unbedingt online eine entsprechende Vignette kaufen. Denn die ist mit aktuell 7€ für 20 Tage – anders als das Bußgeld, wenn man ohne erwischt wird - nicht besonders teuer. 
  • Bei Unfällen, ganz gleich wie klein der Schaden auch sein mag, muss immer die Polizei verständigt werden.
  • Auf Bergstraßen hat immer das bergauf fahrende Fahrzeug Vorfahrt.

Außerdem solltet ihr in ländlichen Gegenden – natürlich erst recht in der Dunkelheit – besonders vorsichtig fahren. Denn dort können immer wieder unbeleuchtete Gefährte (z.B. Pferde- oder Eselskutschen) oder am Straßenrand laufende Fußgänger unterwegs sein.

Und seid bitte auch vorsichtig mit eurem „heiligen Blechle“, denn wie ihr euch denken könnt, sind die Landstraßen in einem so armen Land wie Rumänien nicht die besten und können erhebliche Schlaglöcher aufweisen.

Die Höchstgeschwindigkeiten betragen in Rumänien für Gespanne und leichte Wohnmobile:

  • 50 km/h innerorts
  • 80 km/h außerorts
  • 90 km/h auf Schnellstraßen und
  • 120 km/h auf Autobahnen

Für schwere Wohnmobile gelten dieselben Geschwindigkeitsgrenzen,  außer, dass man mit den schweren Geräten auf der Autobahn höchstens 110 km/h fahren darf.

Übrigens ist in Rumänien das Wildcampen erlaubt und wird auch häufig praktiziert. Trotzdem und trotz der Tatsache, dass Rumänien ein recht sicheres Reiseland ist, empfehlen wir euch, eurem eigenen Komfort, aber auch der Umwelt zuliebe, euer Lager lieber auf einem der vielen inzwischen gut ausgestatteten, aber immer noch günstigen Campingplätze aufzuschlagen.

Michael
Michael ist ein erfahrener Camper, Familienvater und Autor, der sich leidenschaftlich für das Campen mit der Familie und Reisen mit dem Wohnmobil begeistert. Seit vielen Jahren teilt er seine Erlebnisse, Tipps und Einsichten auf Camper4all und bietet seinen Lesern wertvolle Ratschläge für unvergessliche Abenteuer unterwegs, die für Groß und Klein alles bieten, was man sich wünschen könnte.
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