zuletzt aktualisiert:
27/7/2023
8 min
Sandra

Wie sicher bin ich im Wohnmobil bei einem Gewitter?

Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Vorbereitung. Doch schlechte Vorbereitung auf Gewitter kann tödliche Konsequenzen haben. Wir informieren euch, wie ihr mit eurem Wohnmobil im Gewitterfall sicher unterwegs seid und wie ihr euch am besten schützen könnt.

Zuerst mal kurz und schnell gesagt: Zur Sicherheit solltest du alle Fenster und Türen in jeder Form beim Camping von Wohnmobil und Wohnwagen verschließen. Dann hast du schon mal das Erste, das du für deine Sicherheit und die deiner Mitcamper beim Camping tun kannst, bei Gewitter getan.

Seit jeher hat das Wetter im Leben der Menschen eine große Rolle gespielt. Vor allem auch, ehe sie sesshaft wurden und in feste Häuser gezogen sind. Wie wir Camper lebten sie fast ausschließlich und zu jeder Jahreszeit draußen.

Wie damals, können heutzutage Unwetter wie beispielsweise Gewitter über den Ort hereinbrechen, an dem du es dir gerade gemütlich gemacht hast. Doch damals beobachteten die Menschen die Natur noch mit anderen Augen und wussten, wie sie sich bei einem Gewitter zu verhalten haben. Sie wurden auch nicht immer so einfach überrascht, wie sich Camper heutzutage vom Wetter überraschen lassen. Sicherheit bei den meisten Wetterlagen bedeutet, dass wir nicht mehr so umsichtig auf die Hinweise achten müssen, die das Wetter uns gibt. Die dunklen Wolken könnten sich ja auch wieder verziehen und selbst wenn nicht, muss man zumindest nicht die Markise reinigen.

Zumindest glaubt heute kaum noch jemand, dass Petrus mit Steinen rollt, oder dass Unwetter wie Hagel und Blitz eine Strafe der Götter für die Sünden der Menschen sind. Zumindest nicht auf ganz so dramatische Art. Das derzeitige Wetter ist definitiv eine Art Strafe für unsere Taten… jedoch deutlich direkter als durch einen Gott.

Doch egal, wer das schlechte Wetter ruft, wir alle müssen uns darauf vorbereiten. Viele Menschen, vor allem Kinder, bekommen leicht Angst, wenn es blitzt und donnert, die Natur mit Gewalt ihre Kraft zeigt und sich am Himmel über dem Campingplatz oder womöglich sogar beim einsamen Wildcampen im Wald in voller Kraft entlädt.

Zuerst solltest du den Kindern oder anderen ängstlichen Mitreisenden jedoch erklären, wie ein Gewitter überhaupt entsteht. Das nimmt schon mal die erste Angst und lenkt ab.

Wie und wann entsteht also ein Gewitter?

Damit ein Gewitter sich zusammenbraut, müssen ein paar Umstände zusammenkommen. Zuerst muss feuchtwarme Luft in kältere Regionen aufsteigen und der damit transportierte Wasserdampf muss die sogenannte Taupunkttemperatur erreichen und kondensieren. Dadurch entsteht Kondenswärme, wodurch die Dichte der Luft innerhalb der Wolke abnimmt und ungleiche Dichteverhältnisse von Wolken und Umgebungsluft entstehen. Dadurch steigt die Wolke weiter auf, bis sie eine Höhe erreicht hat, in der die Temperatur wieder niedriger ist. Durch vertikale Aufwinde innerhalb der Gewitterwolke entsteht eine Reibungsenergie und die im Wasserdampf enthaltene unterschiedlich großen Eiskristalle transportieren unterschiedlich starke Ladungen. Wenn Auf- und Abwinde aufeinandertreffen, werden sie getrennt, was zu elektrischen Spannungen führt, die sich in einen Blitz entladen.

Einfach gesagt, ein Blitz ist eine sich entladende elektrische Spannung. Die wenigsten Blitze schlagen übrigens in den Boden ein, doch wenn es einer tut und du 10 Kilometer nah dran bist, kann es mit dem nächsten Blitz gefährlich werden. Denn nicht nur im Unwetterzentrum können Blitze entstehen.

Yonc

Tipps zu deiner Sicherheit im Wohnmobil bei Gewitter

Du musst feststellen, wie weit das Zentrum des Gewitters von dir entfernt ist. Dazu kannst du die Sekunden zählen, die zwischen Blitze und  Donner vergehen. Wenn es etwa 30 Sekunden sind, also eine halbe Minute, befindet sich das Gewitter in ca. 10 km Entfernung. Jetzt solltest du Schutz suchen und diesen bis 30 Minuten nach dem letzten Donner nutzen.

Was du zu deinem Schutz bei Blitz und Donner meiden solltest

Blitze suchen sich meist höhere Ziele. Also solltest du niemals auf einem Hügel Schutz suchen oder unter einem Baum. Solche Stellen solltest du unbedingt meiden. 

Also stell dich unter keinen Baum zum Schutz bei Gewitter, der allein auf weiter Flur steht. Im Wald könnte es besser klappen, wenn die Bäume ungefähr dieselbe Höhe haben. Es ist zumindest besser als unter einem einzelnen. Trotz allen Gerüchten über Eichen und Buchen ist tatsächlich jeder Baum eine ziemlich schlechte Option.

Der Tipp, der oft gegeben wird, sich flach auf den Boden zu legen, bringt übrigens auch nichts. Noch etwas solltest du auf keinen Fall tun: im nächsten See schwimmen. Ein gemütliches Schaumbad zu Hause hingegen ist ungefährlich.

Wie schütze ich mich im Freien bei einem Gewitter

Wer Golf spielt, lernt übrigens schon bei der Ausbildung, wie er sich auf einer Golfrunde, wenn er von einem Gewitter überrascht wird, verhalten sollte. Hier heißt es, die Schläger möglichst weit entfernt stehen lassen und in einer Hütte Schutz zu suchen. Die langen Schläger aus Eisen sind natürlich eine Gefahr bei Blitzen, da sie quasi als Blitzableiter fungieren. Am sichersten ist es beim Golfcamping also, beim Wetterumschwung den Schläger loszuwerden.

Ist keine Schutzhütte in der Nähe, ist es am sinnvollsten, sich in einen Graben oder eine Mulde zu setzen, die Füße eng zusammenzustellen, die Beine mit den Armen zu umschließen und den Kopf einzuziehen, also so wenig wie möglich Kontakt mit dem Boden herzustellen. Wenn eine Tasche oder ein Rucksack dabei ist, am besten darauf setzen. Einfach darauf achten, möglichst wenig mit dem Boden in Kontakt zu kommen.

Das haben wir schon in Physik gelernt

Am sichersten bei Gewitter ist der Faradaysche Käfig. Eines der wenigen Dinge, die ich mir gemerkt habe, aus Angst vor Gewittern. Hierbei handelt es sich um ein hohles Objekt,  rundum geschlossen, mit einer Hülle aus elektrisch leitfähigem Material. 

Wo finden wir das? Einfach, der Camper! Eine nähere Beschreibung des Warum und wieso ist jetzt hier nicht so wichtig, die Hauptsache ist, dass es funktioniert. Das bedeutet, dass wenn du mit einem Anhänger zum Camping unterwegs bist und ein Gewitter dich überrascht, das Auto ein sicherer Ort ist, bis es über dich hinweg gezogen ist.

Anders sieht das allerdings bei einem Van mit Faltdach oder einem Wohnmobil aus. Sie bilden nämlich keinen solchen Käfig. Der GFK-Aufbau unterbricht nämlich die sichere Höhle. Hier ist dein Wohnmobil also leider kein sicherer Hafen.

So bist du sicher mit dem Wohnmobil bei Gewitter

Du bist auf der Suche nach dem sichersten Stellplatz für deinen Wohnwagen oder dein Wohnmobil, wenn der Wetterbericht viel Gewitter ankündigt? Das ergibt sich aus den Regeln zur Sicherheit und dazu, was man meiden sollte. Hier heißt das: Hügel, alleinstehende Bäume und große freie Flächen wie einen Fußballplatz oder einen leeren Küstenstreifen.

Wie verhältst du dich aber nun am sichersten bei einem Gewitter im Wohnmobil

Unten stehende Regeln solltest du immer beachten, egal mit welchem Fahrzeug du unterwegs bist.

  • Berühre möglichst keine metallischen Gegenstände, die mit der Karosserie verbunden sind.
  • Verschiebe den Abwasch auf besseres Wetter und das Duschen genauso
  • Vorzelte sind auch eine gefährliche Zone und sollten nicht genutzt werden, während es blitzt und donnert.

Sonderregelungen 

Wie überall gibt es wie auch beim Camping bei Gewitter Ausnahmen, was Wohnwagen oder Wohnmobil betrifft. 

Denn mit GFK- oder Kunststoffaufbau zum Beispiel kommt es darauf an, ob die Kunststoffbeplankung auf einem Metallgerippe befestigt ist. Dann würde das Prinzip des Faradayschen Käfigs gelten. Doch wenn der Wohnwagen oder das Wohnmobil hier rein aus Kunststoff bestehen, gilt das nicht. Wie oben schon beschrieben, liegt das daran, dass weder GFK noch Kunststoff elektrische Leiter sind.

Also besteht kein guter Schutz vor Gewitter beim Camping in solchen Fahrzeugen.

Die Lösung: Die meisten Fahrerkabinen sind aus Metall. Fazit also, da hältst du dich am sichersten auf. Das Fahrerhaus bietet somit nämlich wieder zum Schutz für dich vor Blitzen bei einem Gewitter einen Faradayschen Käfig.

Sandra
Sandra ist viel unterwegs, und bei Camper4all die Expertin für Reisen mit Hund sowie aktiv Reisen. Sie besucht auch gerne Campermessen und kennt sich gut mit der Geschäftswelt hinter dem Camper aus. Wenn es um moderne Formen des Reisens geht oder darum, wie man den besten Freund des Menschen am besten einspannt, ist Sandra Experte.
Alle Artikel vom Autor
Partner & Werbung

Meistgelesene Artikel auf Camper4all